Montag, 23. August 2010

Kia ora - Rotorua

Um es mit meinem neuen Lieblingswort zu beschreiben: Das Wochenende in Rotorua war wirklich amazing!
Freitags haben wir nur vormittags (von 9:00-12:00 Uhr) richtigen Unterricht. Am Nachmittag kann man dann zwischen verschiedenen Aktivitaeten waehlen. Wir konnten deshalb direkt in der Mittagspause nach Rotorua aufbrechen. Unsere Busfahrt dauerte etwas mehr als drei Stunden, ausserdem mussten wir in Taupo umsteigen und auf den Anschlussbus warten. Ich war vormittags etwas aufgeregt, weil ich ja mit drei relativ unbekannten Menschen unterwegs war und ueberhaupt nicht wusste, was auf mich zukommt... Kaum sassen wir im Bus waren meine Bedenken aber schon verflogen, da ich mich einfach riesig freute, nach einer Woche Napier mal etwas Neues zu sehen. Und die Landschaft rund um Napier ist wirklich beeindruckend: Huegelige Wiesen mit ganz vielen Schafen wechseln sich ab mit Waeldern, die man aber mit dem deutschen Wald ueberhaupt nicht vergleichen kann, da hier jede Menge Pflanzen wachsen, die ich zuvor noch nie gesehen habe... Um 5 Uhr abends waren wir dann in Napier und machten uns als erstes auf die Suche nach einem Hostel. Das von Oliver empfohlene hatte leider nicht mehr fuer uns alle Platz, aber ich hatte mich selbst auch noch im Internet umgeschaut. So kamen wir schliesslich im "Crash Palace" unter und waren gleich positiv ueberrascht, da es kostenloses Abendessen fuer alle gab. Mit den beiden arabischen Jungs hatte ich uebrigens gar keine Probleme, was ich vermutlich meiner natuerlichen Autoritaet zu verdanken hatte. Als wir abends unser Wochenende planen wollten, war ihr einziger Kommentar: "You're the boss." Ich konnte also (gemeinsam mit Franziska) entscheiden, was wir wann wie machen und wurde auch gefragt, wann wir aufstehen, essen und aehnliches... ;-) Das fuehrte dazu, dass ich mich irgendwann wie die Mutter aller fuehlte, was aber angesichts meines fortgeschrittenen Alters auch in Ordnung war. Am Freitagabend lernten wir dann noch ein junges brasilianisches Paar, Livia und Felipe, kennen. Mit den Beiden hatten wir das restliche Wochenende viel Spass und gute Gespraeche. Zum Beispiel stellten Felipe und ich fest, dass es im Englischen viel weniger Woerter gibt um Dinge treffend auszudruecken, als in unseren eigenen Sprachen. Das ist wirklich so, denn wenn ich meine taeglichen Tagebucheintraege fuer die Schule schreibe und etwas Bestimmtes ausdruecken will, wofuer mir im Deutschen mehrere Woerter einfallen, finde ich in meinem Woerterbuch fuer jedes Wort dasselbe englische Wort... Das Kennenlernen von anderen Kulturen war ohnehin wieder ein spannender Punkt dieses Wochenende, natuerlich besonders im Austausch mit den arabischen Jungs. Waehrend mich Fragen wie "habt ihr in Deutschland eine Wueste oder Dschungel?" doch ein wenig amuesierten, war es entzueckend zu beobachten, wie begeistert die Beiden von einer gewoehnlichen Ente sind. Und eine besondere Ueberraschung war, als sie mich am Freitagabend im Zimmer baten, doch mal kurz zur Seite zu gehen, da sie genau dort beten wollten oder mussten, wo ich stand. Den ersten Abend liessen wir uebrigens im Hot Spa Pool des Hostels ausklingen - eine besonders angenehme Gegebenheit, die der geothermalen Aktivitaet Rotoruas zu verdanken ist. Leider verpasste ich es, den Pool rechtzeitig zu verlassen, worauf es dann meinem Kreislauf kurzfristig ueberhaupt gar nicht mehr gut ging... Meine erste neuseelaendische Hostelnacht war grauenhaft schlaflos - vielleicht weil ich das obere Bett gewaehlt hatte und die ganze Nacht Angst hatte rauszufallen, vielleicht weil es unglaublich kalt war. Die zweite Nacht mit zusaetzlicher Decke war dann aber problemlos und wenn ich meine 3,5 Wochen Reise am Ende hinter mir habe, will ich wahrscheinlich nur noch in Hostelbetten schlafen ;-)

Der Samstag begann mit Regen - was uns aber nicht von einem Spaziergang durch Rotorua abhielt. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Klamotten. Die hatten wir leider an, zumindest an den Fuessen, weshalb wir dann den ganzen Samstag mit nassen und kalten Fuessen verbringen mussten. Da ich aber immer noch keine Anzeichen einer Erkaeltung spuere, bereue ich nichts. In und um Rotorua ist noch vulkanische Aktivitaet spuerbar, weshalb die ganze Stadt blubbert und brodelt. Ueberall finden sich heisse Quellen, kochende Schlammloecher und Aehnliches. Ausserdem liegt ueber der Stadt ein penetranter Schwefelgeruch, der aber irgendwie gar nicht so unangenehm ist. Sollte ich hier irgendwelche biologischen, chemischen oder sonstigen Unwahrheiten verbreiten, moege man mir bitte verzeihen. Nach dem Mittagessen wurden wir am Hostel abgeholt und zum "Volcanic Valley" nach Waimangu gefahren, wo wir zwei unvergessliche und atemberaubende Stunden erlebten. Das ganze Tal wurde durch mehrere Vulkanausbrueche geformt und bietet deshalb eine einzigartige Landschaft. Natuerlich haben wir davon eine Unmenge an Fotos gemacht. Da aber leider das Internet in der Schule nicht funktioniert hat, muesst ihr euch noch etwas gedulden und ich werde diese so schnell wie moeglich nachreichen.
Nach diesem grossartigen Erlebnis ging es dann weiter zum naechsten Hoehepunkt des Tages. In einem Maoridorf wurden wir in das Leben, die Geschichte und die Kultur der Ureinwohner Neuseelands eingefuehrt und konnten den Pohutu-Geysir bewundern. Abends durften wir eine Vorfuehrung von traditionellen Maori-Taenzen miterleben. Als Besucherinnen aufgefordert wurden, ein paar Tanzschritte zu lernen dachte ich mir "warum eigentlich nicht, wenn ich schon mal hier bin?" Ich stand dann natuerlich in der Mitte der Buehne ganz vorne und naja, was soll ich sagen... Den Hueftschwung habe ich fast perfekt beherrscht, aber gleichzeitig musste man mit der linken Hand so ein Kugelding auffangen, das man mit der rechten Hand herumgeschleudert hat... Und da ja meine linke Hand leider relativ unfaehig ist irgendetwas koordiniert zu tun, koennt ihr euch sicher vorstellen, wie die Geschichte endete ;-) Die beiden Jungs haben sich dann aber beim Erlernen des Maori-Kriegstanzes deutlich besser angestellt. Im Anschluss kamen wir in den Genuss eines Hangi - das ist ein typisches Essen der Maori, wobei die Speisen in der Erde ueber dem Dampf heisser Quellen zubereitet werden. Zum Abschluss besuchten wir nocheinmal den Geysir um bei einer heissen Schokolade darauf zu warten, dass er aktiv wird, was bei Nacht besonders beeindruckend war. Als wir unser Hostel erreichten waren wir alle ziemlich erschoepft. Die beiden Jungs bedankten sich aber fuer meine straffe Tagesplanung und meinten, dass sie ohne mich wahrscheinlich nicht einmal halb so viel auf die Reihe bekommen haetten. Nachdem ich in puncto Puenktlichkeit als typisch deutsche Eigenschaft alle schon ein wenig enttaeuschen musste, konnte ich jetzt wenigstens mit meinem Organisationstalent glaenzen. Auch am Sonntag durfte ich also der Boss bleiben ;-)

Sonntags liessen wir es ein wenig ruhiger angehen. Wir mussten zwar recht frueh aufstehen, verbrachten dann aber den Vormittag gemuetlich im Rainbow Springs Nature Park, wo wir vor allem Kiwis aber auch andere einheimische Tiere sehen wollten. Das gelang uns ausgezeichnet und die drei Kiwis, die fuer Besucher zugaenglich sind, waren ueberraschenderweise alle wach und aktiv. Mein persoenliches Highlight war natuerlich das eine Woche alte Kiwi-Baby (ich denke, korrekterweise heisst es Kuecken...) - ein entzueckender kleiner Knaeul, der aber schon aussieht wie ein richtiger Kiwi :-). Danach sind wir dann noch mit der Gondel auf einen Huegel gefahren, wo wir einen tollen Ausblick ueber Rotorua hatten. Nach dem Mittagessen mussten wir dann langsam zurueck in die Stadt, um unseren Bus nicht zu verpassen. Allerdings blieb noch genug Zeit, um diverse Souvenirshops zu besuchen...
Nach einem unvergesslichen und erlebnisreichen Wochenende erreichten wir abends Napier, wo mich ein gluecklicher Sam (natuerlich mit Frauchen) an der Bushaltestelle erwartete.

Besonders danken moechte ich an dieser Stelle meiner wirklich super wasserdichten Regenjacke, die ausserdem dafuer sorgt, dass mich keiner uebersieht ;-) und meinem beim Jugendevent in Weimar gewonnenen Rucksack, der schon damals in Oesterreich Katrins und mein Leben gerettet hat. Fuer alle, die diese Geschichte nicht kennen: Katrin und ich machten vor ein paar Jahren Urlaub am Wolfgangsee und wollten ein bisschen wandern gehen, weil es zu kalt war um zu schwimmen. Wir fanden eine Route, die fuer aeltere Leute und Familien mit kleinen Kindern ausgeschrieben war, sich aber als Kletterabenteuer auf unbefestigten Wegen entpuppte und richtig spannend wurde, als wir am hoechsten Punkt ueber dem See im Wald waren und ein Gewitter aufzog... Fuer Katrin: Ich habe von diese Wanderung in meinem Schultagebuch erzaehlt, als wir ueber ein aufregendes Urlaubserlebnis berichten sollten. Kommentar: "Wow! That was scary! People get lost in our native bush, too, and sometimes die. Excellent writing." :-)

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