Montag, 6. September 2010

Erdbeben in Christchurch - stuermisches Wochenende in Napier


Wie ihr sicher alle mitbekommen habt, hatten wir hier in Neuseeland in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein schweres Erdbeben in Christchurch, auf der Suedinsel. Und wie ihr hoffentlich auch alle mitbekommen habt, geht es mir gut, da ich zum Glueck weit genug davon weg war.

Das Internet in der Schule wollte mal wieder nicht so, wie ich wollte - ich denke, wir werden auch in meiner letzten Schulwoche keine Freunde mehr. Deshalb gibt es heute viel Text mit wenig Bildern und morgen hoffentlich viele Bilder mit wenig Text.

Am Freitag hatte Abdul uns alle zu einer grossen Abschiedsparty in seinem Homestay-Haus eingeladen und wir hatten dort einen grossartigen Abend. Fuer Stephanie und mich war es zunaechts etwas schwierig, in das Haus zu kommen, da Abduls Gastmutter befuerchtete, wir seien Australier. Wir konnten ihr aber ihre Angst nehmen, worauf sie und ihr Mann wahnsinnig freundlichen waren - sie haben die ganze Nacht mit uns gefeiert und sind wirklich traumhafte Gasteltern. Als ich den Vater fragte, ob er traurig ist, dass Abdul nach Hause geht, bestaetigte er das, da Abdul fuer sie in den letzten Monaten Teil der Familie geworden ist. So sollte eine Gastfamilie wirklich sein. Es zeigte sich, dass gemeinsames Feiern auch die letzten kulturellen Barrieren ueberwindet - die Party war eine meiner besten seit langem und wir haben trotz des eigentlich eher traurigen Anlasses sehr ausgelassen gefeiert :-) Dabei sind einige Fotos entstanden, die es besser nicht geben sollte. Wir konnten aber auch sehr viele schoene Momente festhalten, die zeigen, wie wichtig wir uns in den letzten Wochen geworden sind. Ich habe hier uebrigens zum ersten Mal neuseelaendisches Bier probiert - genauer Wasser in Flaschen, die behaupten, es sei Bier in ihnen...
Am Ende hiess es dann Abschied nehmen, was wirklich sehr schwer fuer mich war. Zum Glueck habe ich in dem Moment nicht realisiert, dass ich einige meiner neuen Freunde wahrscheinlich nie wieder sehen werde. Besonders meine Klassenkameraden Abdul und Marc werden mir fehlen. Abdul, der immer der ruhige Pol in unserer Klasse war und mit seinem strahlenden Laecheln ganz viel Waerme ins Klassenzimmer gebracht hat und Marc, der fast so etwas wie ein kleiner Bruder fuer mich geworden ist. Allerdings hat er sich an dem Abend so einiges geleistet: Erst hat er meine Kamera entfuehrt, nicht mehr wieder gefunden und sie mir dann gluecklicherweise doch noch zurueck gegeben. Er war aber so unklug - man koennte auch sagen unerfahren - dass er nicht nur vergessen hat, meine Kamera von Bilder anschauen auf Bilder machen zurueck zu stellen, sondern auch noch genau bei meinen Bikini-Dusch-Bildern aus Rotorua angehalten hat ;-) Dem nicht genug hat er mir beim Verabschieden vorausgesagt, dass ich in 2 Jahren heiraten werde. Als ich darauf sagte, dass ich, wenn das stimmt, meine Hochzeitsreise nach Spanien mache und ihn besuche, meinte er, ich solle das lieber lassen, da sonst mein Mann die ganzen schoenen spanischen Frauen sieht und mich gleich wieder verlaesst. So richtig boese konnte ich ihm trotz dieser unverschaemten Unwahrheit nicht sein, aber ich musste schmerzlich erkennen, dass meine Erziehungsversuche in den letzten drei Wochen wohl leider gar nichts genutzt haben... 

Am Anfang ging es noch ruhiger zu
Kalehd, Stephanie und ich

Als ich am Samstag mit leichten Kopfschmerzen (vermutlich aufgrund der aeusserts unangenehmen koreanischen Trinkspiele) aufgewacht bin, reichte ein Blick aus dem Fenster, um mich aufzuheitern. Das Wetter war einfach traumhaft und versprach einen herrlichen Tag. Allerdings berichtete mir meine Gastmutter gleich anschliessend von dem schweren Erdbeben in Christchurch. Man konnte wohl auch in Napier ein leichtes Beben spueren, aber ich hatte natuerlich tief und fest geschlafen... Wir waren beide erleichtert, dass es keine Toten und kaum Schwerverletzte gab - was wirklich ueberraschend ist. Das Erdbeben, dass 1931 Napier zerstoert hat, war nicht sehr viel staerker als das Christchurch-Erdbeben. Trotzdem habe ich mich nicht besonders wohl gefuehlt - es ist eben doch etwas anderes, ob man nur ueber eine Erdbebengefahr bescheid weiss oder ein Erdbeben dann mehr oder weniger direkt mitbekommt. Wir haben waehrend des Fruehstuecks Berichte ueber das Erdbeben angeschaut, was wir seitdem immer noch in jeder freien Minute tun. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass doch mehr zerstoert wurde, als anfangs gedacht. Und da relativ starke Nachbeben immer noch anhalten, sind die Bedingungen fuer die Menschen in Christchurch im Moment nicht sehr gut. 
Am Spaetvormittag haben wir zusammen mit Sam einen Ausflug zum Bluff-Hill-Aussichtspunkt gemacht. Von dort aus hat man eine schoene Sicht ueber Napier und den Hafen und das Wetter war sehr gut geeignet, um ein paar schoene Fotos zu machen :-)

Blick auf Napier von Bluff Hill
Den Nachmittag habe ich mit Anna und Stephanie verbacht - zuerst in einer Schafwollfabrik, wo ich mir kuschelweiche Schafwoll-Hausschuhe gekauft habe. Sie sind nicht nur genau so, wie ich sie immer haben wollte, sonder auch die grosse Rettung fuer meine Fuesse, die abends zu Hause regelmaessig eiskalt werden...
Danach sind wir einfach noch ein bisschen durch Napier gelaufen (okay - wir waren shoppen...), haben uns in den Park gesetzt, gequatscht, ...

kleiner Park in Napier
Als ich am spaeten Nachmittag zuhause angekommen bin, hat mir meine Gastmutter von dem Flugzeugabsturz auf der Suedinsel erzaehlt - ein kleines Sky-Diving-Flugzeug war auf dem Weg zum Fallschirmspringen und ist aus ungeklaerter Ursache abgestuerzt. Dabei sind unter anderem zwei deutsche Touristen ums Leben gekommen. Zu viele schlechte Nachrichten fuer einen Tag. Meine Gastmutter bat mich, doch meinen Eltern zu schreiben, damit sie sich keine Sorgen machen, was ich dann auch gleich getan habe. Ausserdem habe ich beschlossen nun definitv nicht Fallschirmspringen zu gehen, was ich urspruenglich wollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass mir dabei etwas passiert ist zwar wohl fast gar nicht vorhanden, aber jetzt will ich es nicht mehr herausfordern...
Spaeter habe ich meiner Gastmutter geholfen, das Abendessen vorzubereiten, da ihre Schwester und ihr Neffe zu Besuch gekommen sind. Das war sehr nett und belebend fuer unser doch eher ruhiges Haus. Nebenher musste ich meinen Abend planen und staendig Sms beantworten, was ich mittlerweile auf Englisch fast so schnell kann, wie auf Deutsch ;-)
Markus, der Neffe meiner Gastmutter, hat mich freundlicherweise mit in die Stadt genommen, wo ich zuerst in Johnnys Hostel vorbei geschaut habe. Er hatte dort ein kleine, gemuetliche Geburtstagsparty. Ross hatte dazu wieder ausgezeichnet gekocht - diesmal tschechisch. Eigentlich hatte ich ueberhaupt keinen Hunger mehr, aber ein kleines bisschen habe ich dann doch probiert... Ich konnte Ross uebrigens ueberreden, noch schnell zu lernen, wie man deutsch kocht, damit er ein Essen fuer meine Gastmutter zubereiten kann ;-)
Spaeter sind wir dann in einen der wenigen Pubs in Napier gegangen - allerdings nur in kleiner Runde, da machten sich die acht fehlenden Schueler dann doch bemerkbar. Nachdem Ross gegangen war, wurden Anna, Stephanie, Sager und ich ziemlich bloed von einem Betrunkenen angepoebelt. Seine dummen Sprueche, dass die deutschen Frauen trotz des 2. Weltkriegs die besten seien, hab ich mir ja noch gefallen lassen, aber als er dann anfing Sager als Terrorist zu beschimpfen, habe ich doch etwas gesagt. Er hat mich einfach ignoriert - was fuer mich vielleicht besser war - worauf wir beschlossen, zu gehen. Er hatte etwas spater die gleiche Idee. Dies fuehrte zu einer weiteren unangenehmen Begegnung vor der Tuer, die zum Glueck durch die Ankunft unseres Taxis beendet wurde.

Anna, Stephanie und ich im Pub

Sonntags habe ich erst einmal ein paar Dinge im Haus erledigt, bevor ich Anna, Stephanie und Sager getroffen habe. Fuer heute war ein Ausflug zum Hafen geplant, der aufgrund des weiten Weges und des extrem starken und kalten Windes ziemlich anstrengend wurde... 

Der Wasserfall in Napier und wir
Boote im Hafen
Zurueck in Napier hatten wir alle ziemliche Muedigkeitserscheinungen, was uns tapferen Maedels aber nicht davon abgehalten hat, noch ins Aquarium zu gehen. Dort haben wir unter anderem einen Kiwi gesehen und sind unter dem Becken von netten kleinen Haien durchgelaufen :-)

Seepferdchen

Art Deco Auto auf dem Heimweg
Zuhause angekommen, musste ich feststellen, dass ich meinen Schluessel vergessen habe. Meine Gastmutter war nicht zuhause - mittlerweile denke ich, sie hat mich nicht gehoert - sodass ich beschloss, den nahe gelegenen botanischen Garten zu besichtigen. Das war sehr schoen aber auch ein bisschen unheimlich in einer daemmerig schaurig windigen Athmosphaere.


Waehrend ich abends meine E-Mails gecheckt und Hausaufgaben gemacht habe, entwickelte sich das windige Wetter zu einem richtigen Sturm - wohl bedingt durch das Erdbeben, das auch auf diese Weise nicht spurlos an mir vorueber geht...

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